Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März sprechen einige unserer führenden Fondsmanagerinnen über die Aussichten für ihre Anlageklasse sowie ihre Gedanken zum allgemeinen Umfeld für Frauen im Asset Management und die Fortschritte für mehr Geschlechtervielfalt
Melda Mergen
Deputy Global Head of Equities
Wir befinden uns mitten in einer globalen, zyklischen Marktrotation, die im Gleichschritt mit der Geschwindigkeit der Impfungen abläuft. Unternehmen mit starken Bilanzen, erheblichen Marktanteilen und hoher wirtschaftlicher Feuerkraft werden sich rasch erholen, sobald die Nachfrage wieder gedeckt werden kann, die sich seitens der Verbraucher und Unternehmen aufgestaut hat. Wir rechnen mit einer Zunahme von Marktführern in den kommenden 18 Monaten, verglichen mit der kleinen Gruppe von Gewinnern im Jahr 2020.
Aber selbst wenn die Zahl der Covid-19-Infektionen zurückgeht, wird die Pandemie langfristige Auswirkungen auf die Aktienmärkte haben, denn sie hat mehrere bereits vorhandene langfristige Trends beschleunigt. Wir beobachten, dass Innovation und Produktentwicklung in Bereichen wie E-Commerce, Digitalisierung, Data Sharing und Gesundheitswesen zunehmen.
Anleger sollten auch in den kommenden Monaten auf Phasen mit erhöhter Volatilität vorbereitet sein. Der Weg zum Aufbau einer Infrastruktur für die weltweite Verteilung und Verabreichung von Impfstoffen wird holprig sein – und die Märkte werden auf die Unebenheiten reagieren, die unterwegs auftauchen. Als aktive Manager erachten wir Phasen der Marktvolatilität als günstigen Zeitpunkt für Investitionen in unsere längerfristigen Themen. Dazu erwerben wir Unternehmen, die uns bereits überzeugen, mit einem Abschlag, oder wir veräußern diejenigen, die uns weniger überzeugen, zum Kursziel.
Für die Konjunkturerholung werden die Beschäftigten eine wesentliche Rolle spielen. Die Arbeitslosenzahlen in den USA stiegen 2020 auf Rekordhöhe. Wir gehen davon aus, dass sie in bestimmten Wirtschaftssektoren noch eine Weile hoch bleiben. In den USA waren Frauen besonders benachteiligt: Ihre Erwerbsquote sank auf 57%, den niedrigsten Wert seit 1988*. Dies darf sich nicht zu einem langfristigen Problem entwickeln. Frauen müssen bei der Konjunkturerholung eine wesentliche Rolle spielen. Werden sie abgehängt, hätte dies nicht nur für die Märkte, sondern auch für Familien und die Gesellschaft als Ganzes negative Folgen.
Ann Steele
Portfolio Manager, European Equities
Für europäische Aktien zeichnet sich ein Licht am Ende des Tunnels ab. Die Gewinne europäischer Unternehmen befinden sich auf dem zweithöchsten Niveau seit zehn Jahren. Viele von ihnen punkten eher bei den Margen als beim Umsatz. Operative Synergien kommen zunehmend zum Tragen, und nach mehrfachen Expansionen 2020 rechnen wir 2021 mit einem kräftigen Gewinnwachstum von 35%, wenn weitere finanzpolitische Maßnahmen ihre Wirkung entfalten. Rohstoffe, Autos und Finanzwerte werden dazu beitragen, dieses Wachstum zu beflügeln.
Nach einem harten Jahr, in dem die Arbeitswelt durcheinander geriet, sind wir glücklicherweise optimistisch. Während der Pandemie verschwammen die Grenzen zwischen Arbeit und den eigenen vier Wänden, und aufgrund der Sorgen über die Gesundheit ihrer Familie und die Finanzen ist Burnout für viele berufstätige Frauen ein echtes Problem. Unser Unternehmen hat enorm viel investiert, um eine flexiblere und verständnisvollere Arbeitsumgebung zu schaffen und fördert dabei eine Kultur, in der Frauen die gleichen Chancen haben, ihr Potenzial langfristig auszuschöpfen. In Europa haben 5,1% der größten börsennotierten Unternehmen einen weiblichen CEO**. Helena Helmersson, CEO des führenden schwedischen Bau- und Bergbaumaschinenherstellers Epiroc, weiß, dass Frauen in Managementfunktionen positive Auswirkungen auf die sozialen Motivationen und Leistungen haben können. Dies wiederum befähigt alle Mitarbeitenden. Gemeinsam mit ihr feiern wir den Internationalen Frauentag. Und auch wir sind der Ansicht, dass die Entscheidungen, die Unternehmen heute treffen, für die Geschlechtergleichstellung in den kommenden Jahrzehnten Konsequenzen haben werden.
Sonal Sagar
Portfoliomanagerin, UK Sustainable Equities
Im UK Sustainable Equities Team glauben nach wie vor an die Philosophie, dass Unternehmen, die in ihre Mitarbeitenden und Produkte investieren und gleichzeitig positive nachhaltige Ergebnisse erbringen, über die besten Voraussetzungen verfügen, um herausragende Kapitalrenditen zu erzielen. Dies gilt jetzt umso mehr, wenn sich Unternehmen allmählich von der globalen Pandemie erholen.
Wertschöpfungspotenzial erkennen wir in weiten Teilen des britischen Marktes, der unserer Ansicht nach mit einem zu großen Abschlag gegenüber anderen internationalen Indizes gehandelt wird. Die Klarheit über den Brexit dürfte einen wichtigen Überhang für das Vereinigte Königreich beseitigen. Nachhaltige globale Marktführer in der Benchmark dürften zudem die Nutznießer der erhöhten weltweiten Ausgaben für grüne und saubere Produkte mit einer positiven Wirkung sein.
Wir beobachten zahlreiche positive Schritte bei der Geschlechtervielfalt, vor allem im Hinblick auf Frauen in Vorständen. Die im FTSE 100 und im FTSE 250 vertretenen Unternehmen verzeichneten in den letzten fünf Jahren einen Anstieg der Zahl der Frauen in Vorständen und Führungspositionen. Im FTSE 350 gibt es keine rein männlichen Vorstände mehr. Ingesamt gibt es in den 350 Unternehmen des FTSE jedoch nur 17 weibliche CEOs – die Geschlechtergleichstellung in den Konzernspitzen hat hier noch einen langen Weg vor sich***. Wir halten es für wichtig, die richtigen Führungspersonen für die richtige Aufgabe zu finden, und wir unterstützen nach wie vor Unternehmen in ihrem Streben nach mehr Diversifizierung.
Tammie Tang
Portfoliomanagerin, Fixed Income
Im letzten Jahr wurden die Spreads von Unternehmensanleihen durch Anreize enorm gestützt, vor allem nach den Ankündigungen verschiedener Notenbanken, ihre Anleihekäufe zu verstärken. In diesem Jahr beobachten wir noch immer – wenn auch in geringerem Maße – ein unterstützendes technisches Umfeld, wobei die Überlegungen hinsichtlich der Nachfrage die hinsichtlich des Angebots womöglich nach wie vor überwiegen. Zudem verbessern sich die Trends bezüglich Bilanzen und Verschuldung. Die Spreads von Investment-Grade-Anleihen verengen sich jedoch bzw. werden teurer gehandelt als vor der Pandemie und geben Grund zur Vorsicht. So sollte die Auswahl herausragender Emittenten höhere Wertschöpfung für die Anleger bringen. Sollte die
Ausweitung der Impfkampagnen zu einer Normalisierung der Handelsaktivität führen, könnten sich die Spreads von Emittenten und Sektoren, die breiter gehandelt werden, stärker verengen.
Zwar wurden große Fortschritte für mehr Inklusion und Diversität erzielt, und der Internationale Frauentag wird bereits zum 111. Mal begangen. Meiner Meinung nach gibt es jedoch noch mehr zu tun. In Bereichen wie der Erwerbsbeteiligung von Frauen und ihrem Anteil in der Politik klaffen noch immer besonders große Lücken. Einer Prognose des Weltwirtschaftsforums zufolge könnte es bei der aktuellen Geschwindigkeit noch weitere 99 Jahre dauern, bis Geschlechterparität erreicht ist – wobei die erheblichen kontraproduktiven Auswirkungen der Pandemie noch gar nicht berücksichtigt sind.
Maya Bhandari
Portfoliomanagerin, Asset Allocation
Das Jahr 2020 war außergewöhnlich und markierte das Ende des längsten Konjunkturzyklus seit Beginn der Aufzeichnungen, gefolgt von der deutlichsten politisch unterstützten Erholung der Geschichte. Nun konzentrieren sich die Finanzmärkte wieder auf die Risiken, die auf sie zukommen. Vor allem die starke Verkaufswelle auf den Zinsmärkten in den letzten Wochen scheint die zunehmenden Sorgen widerzuspiegeln, es handele sich um einen „Fehler der Politik“: Die realen Anleiherenditen stiegen unter ähnlichen Bedingungen wie während des „Taper Tantrums“ von 2013 oder Ende 2018, als die US-Notenbank unter Jerome Powell feststellte, man sei „von Normalität noch weit entfernt“.
Das Gewinnwachstum ist stark genug, um selbst bei einer gewissen Herabstufung gute Gesamtrenditen für Aktien zu gewährleisten – bei den Multi-Asset-Portfolios von Columbia Threadneedle Investments haben wir den Schwerpunkt darauf gelegt, unser Risikoengagement auf Aktienmärkte mit intelligentem Gewinnwachstum zu konzentrieren, wie etwa asiatische Schwellenländer und Japan, die wir zusammen mit hochwertigeren US-Aktien und einem Mix aus Unternehmensanleihen hielten. Uns ist jedoch bewusst, dass eine Loslösung von Anleiherenditen möglicherweise das größte Risiko ist, vor dem die Anlagemärkte in diesem Jahr stehen.
Die Führungsqualitäten, die Frauen wie Jacinda Ardern, Christine Lagarde oder Janet Yellen in dieser Krise bewiesen haben, waren beispielhaft. Neuseelands Vorgehensweise in der Pandemie wurde als eine der erfolgreichsten gelobt. Europa hat erhebliche Fortschritte bei der finanzpolitischen Integration erzielt, was unter anderen Umständen nicht geschehen wäre – mit starker Unterstützung der EZB. Das US-Finanzministerium wiederum spielte und spielt weiterhin eine zentrale Rolle dabei, der Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen.