Von der Geldpolitik wird 2022 weniger Unterstützung kommen. Nachfolgend erörtern wir die Auswirkungen auf die Zinsen und die Renditekurve.
Drei Leitzinserhöhungen 2022?
Bei ihrer Dezembersitzung hat die US-Zentralbank (Fed) die
Leitzinsen unverändert nahe null belassen, aber die Bereitschaft
signalisiert, 2022 nicht weniger als drei Zinserhöhungen
vorzunehmen, um die Inflation zu bekämpfen. Zudem hat sie
angekündigt, den Ausstieg aus ihrem Wertpapierkaufprogramm
so zu beschleunigen, dass dieses voraussichtlich Ende März
auslaufen wird. Direkt im Anschluss plant die Fed, einen
Zinsstraffungszyklus einzuleiten, wobei sie für 2023 drei und
für 2024 zwei weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt hat.
Damit würde der US-Leitzins fast das geschätzte neutrale Niveau
von 2,50 % erreichen, bei dem die Geldpolitik weder als locker
noch als restriktiv gilt.
Überraschungen sind möglich. Daher sei davor gewarnt, im großen Stil auf Anlagen mit langer Duration zu setzen.
Welche Richtung die Renditen von US-Staatsanleihen mit langen
Laufzeiten einschlagen, hängt von der Reaktion der Fed auf
die aktuelle Inflation ab. Sie zieht nun die Liquiditätsschraube
schneller an, weil die Inflation immer mehr Bereiche erfasst.
Dies könnte jedoch die Renditen der zehnjährigen Staatspapiere
in die Höhe treiben. Allerdings muss die Fed darauf achten, nicht
zu offensiv vorzugehen, da sie dadurch die Konjunkturerholung
abwürgen und eine Rezession verursachen könnte. Als beste
Vorgehensweise betrachten wir die Wahrung der Flexibilität nebst
der Bereitschaft, die Duration im Jahresverlauf anzupassen.
Abb. 1: Die Zinsen sind von ihren Covid-Tiefs gestiegen, werden aber die Vorpandemie-Hochs kaum wieder erreichen
Quelle: Bloomberg, Dezember 2021.
Traditionelle Instrumente der Inflationsabsicherung sind teuer
Viele der herkömmlichen Inflationsschutzinstrumente wie Rohstoffe und
inflationsindexierte US-Staatsanleihen (Treasury Inflation-Protected Securities,
TIPS) sind teuer und weisen negative Realrenditen auf. Eine alternative
Methode zur Absicherung der Portfolios gegen Inflationsrisiken ist eine
defensive Durationsstrategie in Verbindung mit einem aktiven Engagement
in Unternehmensanleihen mit Rohstoffbezug.
Restriktivere Finanzierungsbedingungen werden zu mehr Volatilität führen
Da die Fed beginnt, dem Finanzsystem Liquidität zu entziehen, werden sich
die Finanzierungsbedingungen verschärfen. Dies bedeutet eine Ausweitung
der Kreditaufschläge und steigende Volatilität. Risikoanlagen werden somit
anfälliger für Schocks. Um die Gewinner und Verlierer der Zinswende zu
ermitteln, müssen die Research-Aktivitäten forciert werden, mittels derer
sich beide Gruppen unterscheiden lassen.
Neubeurteilung der Funktion von US-Staatsanleihen bei der Asset Allocation
Wir steuern auf ein Umfeld zu, in dem Risikoanlagen wie Schwellenländerund
Hochzinsanleihen teurer und zugleich anfälliger sind. In diesem Umfeld
ist Anleiheresearch zur Auswahl der richtigen Papiere unerlässlich. Zudem
könnte ein Engagement in US-Staatsanleihen trotz der extrem niedrigen
Renditen als Absicherung gegen potenziell höhere Risiken von Aktien und
Unternehmensanleihen dienen.